Man soll ja nicht alles nur in Weiß und Schwarz, Gut und Böse, schlau und dumm, gebildet und ungebildet, tolerant und intolerant unterscheiden. Und alle, die sich wie Nazis verhalten soll man ja auch nicht mehr Nazis nennen, also wenn es denn nach „denen“ ginge. Merken Sie etwas? Wir befinden uns im Zeitalter des – von einer gewissen Klientel gewünschten – sprachlichen Paradigmenwechsels. Es geht darum, die Deutungshoheit über Begriffe zu erlangen, die besonders im Online-Diskurs – von vielen faschistischen Usern, unendlich „mutig“ und gerne anonym geführt – als Waffe eingesetzt werden können.
Wo kommt das her?
Es ging ja schon vor ein paar Jahren los, als das Wort „Gutmensch“ plötzlich etwas Schlechtes sein sollte – wenn man xenophobe Rassisten fragte. Dann ging es weiter damit, dass genau diese Rassisten gar keine Rassisten mehr sein wollten, man möge sie nun doch bitte „besorgte Bürger“ nennen und ihre Sorgen ernst nehmen. Die Politik hat dies ein paar Jahre lang versucht und ist dabei – natürlich – vor die braune Wand gelaufen. Denn diese sogenannten „besorgten Bürger“, hatten seltsamerweise gar keine nachvollziehbaren Sorgen, sondern glasklare Ressentiments. Dann wurde es immer bizarrer, und erlangte schließlich mit der so hohlen wie amüsanten Phrase „Ich bin doch kein Nazi, aber …“ einen kleinen, peinlichen Höhepunkt.
Was sich also selbst als ziemlich dumpf und böse in seinen Ansichten gibt, möchte bitteschön nicht so wahrgenommen werden. Da stellt sich einem natürlich die Frage, warum eine Minderheit, die sich selbstgewählt und ohne Not, auf die Seite des, rückschrittigen, längst überholten und in seinen Ansichten so verachtenswerten, wie mehrfach gescheiterten Faschismus stellt und dies lautstark zu postulieren sich nicht zu blöde ist, warum also gerade diese Minderheit bestimmen können sollte, wie die korrekte Benutzung, ja die Bedeutung von Worten an sich, vonstatten gehen sollte, ist mir schleierhaft. Ganz offensichtlich psychisch stark gestörte Menschen, wie Hildman, Trump und Konsorten, glauben gar, dass Worte, und ihre im Kern dann oftmals falsche Benutzung, wahrer werden, wenn sie sich mit ihrem ganzen Körpergewicht auf die Caps-Lock-Taste und somit mit Versalien um sich werfen.
Konstruktiv vs. destruktiv
Nein, vielleicht gibt es nicht diesen ganz scharfkantigen Unterschied zwischen Gut und Böse, aber es gib einen sehr schön sichtbaren Unterschied zwischen konstruktiv und destruktiv. Sogenannte Parteien, wie die Angst für Deutschland, haben ganz offensichtlich nichts Konstruktives für dieses Land beizutragen. Hier geht es lediglich ums Zerstören, und somit darum, Deutschland zu schaden. Da ist es wieder, das Paradoxon der falsch verwendeten Begrifflichkeiten. Die selbsternannten „Patrioten“ tun alles dafür, um dem Land, das sie doch so sehr zu lieben vorgeben, möglichst großen Schaden zuzufügen. Hier, genauso wie im Falle des bunt zusammen gewürfelten Mobs von „rechts offenen“ Menschen, die sich so gerne auf sogenannten Hygiene-Demos zusammen mit offen Rechtsradikalen tummeln, und vorgeblich für ihre Freiheit demonstrieren, stellt sich dann immer direkt die eine Frage, ja in welchem Land möchtet Ihr Spacken denn eigentlich gerade lieber leben, als in Deutschland? In einem der Länder, in denen die von Euch so verehrten Autokraten, Diktatoren oder Psychopathen regieren, wie Türkei, Russland, Ungarn oder den USA? Das Geile, liebe Geistbefreite, ist ja, das geht. Ihr seid frei, Ihr könnt ganz unproblematisch umziehen. Einfach mal machen und spüren, wie es sich so lebt in einem Land, in dem Ihr Eure staatsfeindliche Meinung nicht offen sagen könnt.
Dumm mitgelaufen
Vielleicht sind nicht alle von Euch dumm – ich weiß, dumm möchtet Ihr auch nicht genannt werden, auch wenn Ihr an Echsenmenschen, Kinderschlächter-Eliten oder Bill Gates, als Weltenbeherrscher glaubt – aber eines ist klar: diejenigen von Euch, die nicht so richtig dumm sind, und dennoch diese wissenschaftsabgewandten „Meinungen“ vertreten, die im psychologischen Sinne nicht selten schon ins pathologisch Kranke abdriften, machen dies ganz bewusst und vorsätzlich. Euch muss man vorwerfen, dass Ihr zur Gruppe der Zerstörer gehört, die ganz genau wissen, was sie tun, die bewusst lügen und scheiße erzählen, um unsere Demokratie kaputt zu machen. Diejenigen unter Euch Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern, Hohlerdegläubigen, Coronaleugnern, Neofaschisten, Esoterikern, die das nicht aus diesem Gedanken der mutwilligen Zerstörung heraus tun, sondern allen Ernstes an das glauben, was sie da von sich geben (und das in Deutschland einwandfrei und gerne tun können) darf man dann eben doch attestieren, eine gewisse Dummheit ihr Eigen zu nennen – und diese derzeit auch großzügig zur Schau stellen.
Und zwischen dumm und Arschloch ist dann natürlich immer noch ein gerüttelt Maß Platz für eine Melange aus beiden. Die Bandbreite der Menschengruppen ist groß, derjenigen Menschen die sich hier zusammen in das Becken jener werfen, die die ihnen hier gewährte Freiheit der Demokratie so gerne ausnutzen, um rumzubrüllen, dass wir ja eigentlich in einer Diktatur leben, aber nicht verstehen (können oder wollen), dass sie mit dieser Meinung, diesem Glauben, eine kleine Gruppe sind, und die absolut große Mehrheit der Deutschen zu schätzen weiß, was sie an unserer tatsächlichen Freiheit haben, und sich das von Euch Verstrahlten nicht kaputt machen lassen werden.
Ihr werdet uns weder unsere Demokratie kaputt machen, noch unsere Sprache. Rassist bleibt Rassist. Nazi bleibt Nazi. Und Demokratie bleibt Demokratie!
„Decide right now – which side you`re on!“ (Boysetsfire)
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