Fachkräftemangel – immer diese Fachkräfte!
„Wenn alle immer nur das machen, was sie gelernt haben und wofür sie ausgebildet wurden, und beständig darauf warten, dass das, was sie gelernt haben, angefragt wird, wird wohl generell wenig voran gehen in Deutschland“, dachte ich spontan bei mir, als ich irgendwas las von wegen, man bräuchte ja für alles so super spezialisierte und ausgelernte Fachkräfte in Deutschland. Sonst ginge es ja nicht.
Nö, braucht man nicht.
Ja, ja, bevor alle schreien. Es gibt unzählige Ausnahmen und natürlich möchte auch ich im Krankenhaus nicht von arztähnlichen Chirurgiedarsteller*innen operiert werden, die ihr Wissen auf der YouTube-Uni erworben haben.
Aber ich – ich ganz persönlich – bin ein großer Verfechter (habe ich übrigens auch nicht gelernt) vom „einfach mal machen“. Wenn ich etwas benötige und noch nicht kann, versuche ich es mir so weit beizubringen, dass es für meine Bedürfnisse ausreicht. Und hey, das macht sogar großen Spaß! Und natürlich bin ich dann kein Experte auf diesem Gebiet, und scheitere munter vor mich hin. Aber am Ende komme ich zumeist so weit klar, dass ich meine Probleme lösen kann. Das Leben ist auch einfach weniger langweilig, wenn man nicht ständig denkt: „Oh, kann ich nicht machen, habe ich ja nicht gelernt.“
„Was Du auch machst, mach es nicht selbst“,
hörte man von Tocotronic vor 20 Jahren und auch diese Haltung kann ich nachvollziehen. Aber in dem Song geht es halt vornehmlich um einen DIY-Ethos um seiner selbst willen. Mir persönlich geht es vielmehr darum, das individuelle Spektrum meiner Interessen zu erweitern. Ich will nicht delegieren, damit ich weniger Arbeit habe. Ich will lernen, damit ich unabhängiger bin und damit mehr Spaß – auch an meiner Arbeit – habe.
Fachkräftemangel – immer diese Fachkräfte!*
Und bevor mir jetzt hier jemand aus dem Bedenkenträgergebüsch zeigefingernd vor die Füße springt und sagt, meine Grabinschrift könnte dann ganz schnell irgendwas mit „er hätte die Finger von der Elektrik lassen oder einen Fachmann anrufen sollen“, mir geht es hier vor allem um das sehr große wie grobe Gebiet der Kommunikation, mit all seinen Spielarten, Höhen und Untiefen. Klar, dass ich ausschließlich von Bereichen rede, die keinerlei Leben gefährden oder Verletzungen produzieren. Aber das ist halt auch das Terrain, auf dem ich mich sicher und wohl fühle. Jede*r von Euch hat da sein eigenes Habitat, in dem er sich und damit vielleicht auch Großes bewegt.
Frag also nicht, was Deine Ausbildung für Dich tun kann, frag was Du für Deine Bildung tun kannst.
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