Es geht wie so oft um Musik.
Am Ende dieses Blogsposts findet sich für die interessierte Leserschaft eine ganz kleine Hardcorekunde, die auch eine kleine Punkkunde oder eine kleine Deutsche-Indiemusik-Kunde sein könnte.
Aber es fing alles ganz, ganz anders an. So etwa in den letzten Sekunden der verlöschenden 80er Jahre.
Fakt ist, dass mir mein großartiger Gitarrist Lars vor langer Zeit, naja, genauer vor Urzeiten, als die Welt noch die seltsamen eigenwilligen Farben von Photo-Porst Bildern in selbstklebenden Fotoalben überwinden musste, mal eine Musik-Kassette mit Neil Young-Songs aufgenommen hat. Wir spielten damals (schon) zusammen in unserer ersten richtigen Band, „Friday Is Scrapped“, und Lars dachte wohl, dass er mir mal die Musik, die er unendlich liebte, nahe bringen musste. Eine Kassette voller Perlen des youngschen Schaffens wechselte in meinen Besitz. Ich versuchte es auch aufrichtig, allein ich war noch nicht so weit. Und es sollte noch etliche Jahre dauern, bis ich den Schatz zu heben wusste, den er mir da auf das dünne, fragile fragile Band einer 90er Kassette gespielt hatte.
Ähnliches hat der sendungsbewusste Lars auch mit Pink Floyd und Marillion versucht. Ich darf allerdings stand heute feststellen, dass das noch immer nicht geklappt hat. Die Neil Young Kassette aber, hat gezündet. Ich habe mir nach und nach das Oeuvre des Meisters erschlossen und auch wenn ich nicht sagen kann, heute ein Kenner dieses unendlichen Kaninchenbaus zu sein, habe ich mich doch hier und dort äußerst gerne verloren und bin nach wie vor sehr dankbar, für diesen kleinen Schubbser in Richtung Geschmack. Ich genieße Neil Young jetzt im Grunde so, wie einen guten Wein, ohne dass ich das Gestein des Anbaugebietes kennen würde.
Doch zurück in die Gegenwart.
Lars hat sich natürlich schon längst weitere, ich möchte sagen, Galaxien an Genres erschlossen. Und so kam es, dass er mir eines Tages (wir spielen zum Glück immer noch in einer Band) seine große Expertise auf dem Gebiet des Alternative-Countrys und des Singer Songwriter Genres zuteil werden ließ. Ich bat um ein paar Anspieltipps seiner Lieblingssongs und -interpreten und es glich einem Stich in ein Wespennest. Besser noch, es war, als hätte ich ein kleines Loch in einen prall mit Wasser gefüllten Ballon gestochen und sofort schoss ein unstoppbarer Schwall an Empfehlungen aus Lars. Link um Link blinkte des nächtens in unserem WhatsApp- Chat auf. Das Ganze ist nun schon über 2 Jahre her, aber ich kann nicht behaupten, dass ich die Links und Hinweise von damals schon alle in Gänze durchdrungen hätte. Es ist ein Weg, den ich beständig gehe.
Aber im Zuge meiner Begeisterung über den Erhalts dieses ergiebigen Fundus an Songs und Künstlern, die ich vorher mal so wirklich gar nicht kannte, fragte Lars mich eines Tages, da ich doch immer so viel über diesen Hardcore spräche, noch dazu speziell über die deutsche Spielart dieses Subgenres, ob ich ihm da nicht auch einmal ein paar Bands und Songs zeigen könne, die ich so richtig gut finde. Und hell yeah, ich konnte – und wollte – und musste. Und plötzlich verstand ich Lars, dass er mir nicht 5 oder 10 oder 20 Bands geben konnte, um hier mal mein Ohr reinzuhalten, sondern dass es bei so etwas einfach kein Ende geben konnte, wenn man wirklich für etwas brennt.
Die audiophile Retourkutsche
Und so suchte ich ihm ein paar Songs, ein paar Bands raus und kam von Hölzchen auf Stöckchen, ohne das ganze wirklich qualitativ in eine sinnvolle Reihenfolge bringen zu können. Klar hat man seine Lieblingskünstler, von denen so gut wie alles, das gesamte Oeuvre zum eigenen Hörverhalten passt, aber es gibt auch immer diese einzelnen Perlen, kleine Songs – und im Hardcore ist es sehr ähnlich wie bei den Singer/Songwritern, es ist nicht despektierlich hier von kleinen Songs zu reden, denn es handelt sich um die größten kleinen Songs überhaupt – Songs, die man immer und immer wieder hören möchte, die einem das Leben gerettet haben und denen man ewig dankbar sein wird. Und im Folgenden findet sich ein erster Aufschlag, den auch Lars wahrscheinlich noch nicht ganz verdaut hat. Aber hey, im Januar waren wir zusammen beim Fjort-Konzert in Dortmund und mich hat das sehr glücklich gemacht.
Im Folgenden findet Ihr, liebe Lesenden, Links zu Anspieltipps und meine Anmerkungen diesbezüglich für Lars. Wenn Ihr mögt, lasst Euch gerne anstecken und gebt den Bands eine Chance, auch Euer Leben zum Besseren zu verändern.
Also Lars,
da Du ja schon FJORT entdeckt hast, muss ich hier ja nur noch auf den grandiosen Film zur Veröffentlichung von „Couleur“ hinweisen:
https://www.youtube.com/watch?v=f1Hc6KikeLo
Das sind 4 Songs am Stück, live in einem abgelegenen Hotel gespielt, in immer anderen Räumen, der ganze Film ohne Schnitt. Meisterhaft! Ansonsten gibt`s auch sehr sehr schöne Live Sachen von Fjort auf YouTube.
MUFF POTTER sind die Band, mit uneingeschränkt großartigen Texten für mich. Meisterklasse. Und die Songs liebe ich alle … von Anfang an. Das neue habe ich ja bereits gepostet:
https://open.spotify.com/album/5wadaJivURoRsVWebjk2cx?si=sUkLqM28S0-5-KmL79OKHw
In diesem Zusammenhang auch echt zu empfehlen, Thorsten „Nagel“ Nagelschmidts Romane, besonders „Arbeit“ und „Der Abfall der Herzen“. Das nur nebenbei 😉
LOVE A sagte ich ja bereits.
Das brandneue Meisenstaat ist echt schön und recht repräsentativ:
https://open.spotify.com/album/1qMWUAoDLZ9alvyOxDznit?si=NiVw8GQfT0a_55dHdrhh9g
Der Sänger von LOVE A, Jörkk Mechenbier, gilt als einer DER Indiestimmen im deutschen Punkrock, hat auch oft Zusammenarbeiten mit anderen Bands, zum Beispiel das schöne „Die Dunkelheit darf niemals siegen“ mit FRITTENBUDE:
https://open.spotify.com/track/4hbhvZH9cKiSn1U4L8hNWc?si=fbd6d9ea36524a28
Außerdem hat Mechenbier gerade `ne neue Band am Start: TRIXSI mit dem wundervoll betitelten Album „… And You Will Know Us By The Greatful Dead“:
https://open.spotify.com/album/0TysgAq0K4NzUX2oCWAg2n?si=AFQZhvdGTT6KMBtasF42gw
Ist so `ne Art Indie-Supergroup aus Mitgliedern von Love A, Herrenmagazin, Schreng Schreng & LaLa (ein formidables, kleines, brillantes Akustik-Punk-Duo, auch mit Mechenbier), Findus und Jupiter Jones.
Und da sind wir auch schon bei HERRENMAGAZIN. Top Album für mich „Das wird alles einmal Dir gehören“ von 2010:
https://open.spotify.com/album/7rMhAHXjAcOhXo3gxtbFTU?si=brfEHKo5QZqVp8Cq2FZxuA
Und bei den bereits erwähnten, und weitaus raueren FINDUS knallt für mich am meisten „Mrugalla“ von 2011:
https://open.spotify.com/album/7rMhAHXjAcOhXo3gxtbFTU?si=brfEHKo5QZqVp8Cq2FZxuA
Zu Findus passt sehr schön die Band NORD, mein Favorit: „Dahinter die Festung“ von 2016:
https://open.spotify.com/album/1OhreeYuaKZf4YrMLDwMk3?si=XhFreXBGS0qXLOkmseagBw
Und zu den letzten beiden passen dann auch noch ganz hervorragend FREIBURG mit dem Album „Brief & Siegel“:
https://open.spotify.com/album/6o32CzUdVjUBOuI7epRRAp?si=QKK7OiSUT2-4-kMNu9pLRQ
Die klingen ein wenig so wie TURBOSTAAT in roher und textlich nicht ganz so brillant wie eben TURBOSTAAT – von denen kann ich von Anfang an alles immer hören.
Apropos TURBOSTAAT. Deren Gitarrist, Songwriter und Texter Marten hat seit über 15 Jahren eine kleine Band, also ein Duo, mit dem Drummer der Beatsteaks namens NinaMarie. Die machen mega wenig, keine Zeit, aber alles ist geil:
https://open.spotify.com/artist/3B6QIXmfMKX6eJ2uw5hcKC?si=pGXHseofQmiDEnJ_gIo9Cg
Auch gut zu TURBOSTAAT passen DISCO//OSLO, hier mit „Tyke“ (2016):
https://open.spotify.com/album/3xkrgC8tWwQXqjRt0P62nn?si=6oqaRqitTKyAR9hwc5-7-A
Nicht unerwähnt bleiben darf FRAU POTZ, eine straighte, leider verschiedene Geradeaus-Punkrockband mit geilen Texten. „Lehnt dankend ab“ ist ein kleines Meisterwerk und hoch gefeiert in der Szene:
https://open.spotify.com/album/170RdnSUTFOb79slECZYdE?si=IL_Ac9iNSWK4FuCV2ppkwQ
Hier singt Felix Schönfuß, der zwischendurch mal bei ESCAPADO, das ist im Grunde klassischer, deutscher Posthardcore, gesungen hat:
https://open.spotify.com/artist/6dIhtaiFWpbqJb76R3FHkh?si=xnxcvk0zSH6XAFUjLGgSIg
Und dann hat der gute Felix zusammen mit dem Basser von FJORT und einigen anderen netten Menschen halt ADAM ANGST gegründet, die kennst Du bestimmt, oder?
https://open.spotify.com/artist/4s8thwd54lskRtbVXTIaDh?si=L0bRI6-STIKgNhrxVmBvGQ
Dann gibt es da noch die tollen DUESENJAGER, hier liebe ich alles. Melancholischer Looser-Pop-Punk, einfach schön:
https://open.spotify.com/artist/3Ikr8k5klRPVoENxH5l6c4?si=oMuR4EPcQUmRe6bpljQkSQ
Mein Liebling ist aber „Las Palmas O.K.“:
https://open.spotify.com/album/5AVkLzJtsv3W1kjnhUtQo9?si=tr6dyUZzQhSdXNmfIISk7g
Der Sänger hat auch auf dem Song „An die Maulwürfe“ von PASCOW mitgesungen:
https://open.spotify.com/track/6WUJYNoeYdptxosuYDiDrp?si=85124b19ce544465
Wo wir schon bei den Genrelieblingen PASCOW wären. Die sind einfach nur nett, geil und haben keine schlechten Sachen. Dennoch ist mein Favorit hier „Alles muss kaputt sein“ von 2010:
https://open.spotify.com/album/0DJHNcZuVGZW8HDKOfDaSF?si=SosU63kFTJGLkqQl1GAWIQ
Wenn`s etwas härter sein soll, dann kommen LYGO daher, die schreien nur, aber schön halt 😉 „Sturzflug“ von 2015 wäre hier mein Tip:
https://open.spotify.com/album/1M1VzqhrS8foEO8DFYg2yf?si=0KWiBNGSRMqi8cxBSrFUew
Recht neu – aber inzwischen auch schon echt bekannt – sind übrigens folgende zwei Bands, die einfach Spaß machen (und beide recht zweifelhafte Namen haben):
TEAM SCHEISSE mit dem großartig oldschooligen Hit „Karstadtdetektiv“:
https://open.spotify.com/track/7hKAdOap4vWu0XTUjtPEI2?si=0bff67efa7fe4edc
und PISSE:
https://open.spotify.com/artist/5rtJUzDnPO5m2cDubKH5u3?si=veYdvUlrQlCYLAadaMCu8Q
Politischer wird`s wieder bei AKNE KID JOE:
https://open.spotify.com/artist/7gc8dP95DhyLjx5QZMNM3z?si=_5f4gkaaS9C5GlsoyQu02A
Noch politischer und extremer wird`s bei Bluthund, die sind äußerst unterschiedlich, mal richtig hart, mal eher was mit Hip Hop, und flirten auch mit Metal und Punk. Ich mag´s. Hier „Bello Ciao“:
https://open.spotify.com/track/30E3etdOD9JwrwE781skSe?si=81b7e651954c464b
HI! SPENCER sind wieder klassischer was die Songs angeht, aber urgendwie immer so schön schwermütig, hier zum Beispiel beim Song „Tel Aviv“:
https://open.spotify.com/track/677uyRlyF698ABDQ5gtNk7?si=5dfdde51a77b4720
Ach ich habe ja noch gar nicht von KIND KAPUTT (und über SPERLING ja auch noch nicht) gesprochen. Die sind auch toll. Hier mit Wasser:
https://open.spotify.com/track/6nFQOMnzzuLoLe7DZldJYC?si=93c17fbd3c02499b
Stimmlich ähnlich kommen 8KIDS daher. Die haben gute und nicht so gute Sachen (meine unfaire Meinung). Gut ist das hier „Blitzschlag“:
https://open.spotify.com/track/6nFQOMnzzuLoLe7DZldJYC?si=93c17fbd3c02499b
HEISSKALT haben für mich den doofsten Namen, sind aber mit am coolsten und eine der musikalisch spannendsten Bands, wie ich finde. Und irgendwie deep. Hier „Nicht anders gewollt“:
https://open.spotify.com/track/3zxQX3yvJYcrV6Z1LMq3kw?si=38867ae3216444d0
und „Angst hab“:
https://open.spotify.com/track/2OdfbPGVD1EhcdXvwDJohm?si=b08ecb02588149ac
und „Bürgerliche Herkunft“:
https://open.spotify.com/track/240CijyykW2orxWar3HExy?si=05293177349b4824
Ach und KAFVKA fehlen ja auch noch. Irgendwie Crossover, gerappte Texte, ultra links und metallischer Sound. Hier der Smasher „Alle hassen Nazis“:
https://open.spotify.com/track/71cgXtSFszzltyO2P858EW?si=f7fc15cd8b7846c9
Laaaaars, ich hab das was Du auch hattest … da gibt es kein Ende 😉
ich habe nich gar nichts von Marathonmann, Smile And Burn, Swiss & Die Andern, But Alive… (Vorgänger von KETTCAR), Waving The Guns, Antilopgen Gang, Knochenfabrik, und so weiter gesprochen … sieh` es als Teil 1 😉
Viel Spaß vom
Markus
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