Meinungen sind gefragt im Web 2.0, das nun – nur nebenbei erwähnt – eigentlich langsam mal eine höhere Versionsnummer verdienen würde. Meinungen sind gefordert, sind erwünscht und stets willkommen in unserer ausgewiesenen Mitmachkultur – meiner Meinung nach.
Allerdings: Meine ich das nur oder ist es nur ein geringer Prozentsatz derer, die überhaupt eine Meinung haben, die sie auch offen mitteilen? Meistens sind es dann doch immer dieselben. Und von denen, die keine Meinung haben oder äußern, lassen zudem immer mehr dann doch eine Meinung hören, nämlich die, dass sie der Meinung sind, dass die anderen, die ihre Meinung ungefragt mitteilen, diese doch lieber für sich behalten sollten.
„Alle haben zu allem eine Meinung und sie teilen sie jedem mit, das ist das Grauen“ klang es schon in den 90ern vertont durch eine von mir sehr geschätzte Band aus den Lautsprechern. Interessanterweise ist ja auch das eine Meinungsäußerung gewesen. Die Frage scheint interessanterweise gar nicht wirklich die zu sein, OB man seine Meinung äußert, sondern vor allem WOZU und noch vorallemiger WIE. Und da scheint es gesellschaftliche Schablonen zu geben.
Den Mund verbieten wollen einem spannenderweise exakt jene Zeitgenossen, denen die Meinung nicht passt, die man gerade geäußert hat. Soweit so menschlich und auch legitim. Könnte eine Diskussion werden, meint man. Fragt sich nur, muss sich derjenige mit der Meinung nun zurückhalten oder wäre es nicht wesentlich schlauer von dem die Meinung nicht hören wollenden, einfach nicht zuzuhören, einzuschalten, mitzulesen?
Wahr ist: Meinungen von Gleichgesinnten sind gefragt im Web. Aber auf jeden Menschen mit einer Meinung kommt mindestens ein Troll, der sich mit Absicht und zumeist großem Vergnügen über die freie Meinung desjenigen aufregt, den er eigentlich gar nicht sehen, hören, lesen will. Aber anstatt mit seiner eigenen Meinung dagegen zu halten, argumentativ zu kämpfen, wird gepöbelt, gejammert, geschimpft, oder kleinlich jeder kleinste Fehler herausgearbeitet. Das Ziel ist das Bloßstellen. Da geht es Markus Lanz nicht anders, als jedem Blogger.
Es ist so viel einfacher die Leistung anderer schlecht zu machen, als selber mal etwas anzustoßen. Verstehe ich ja auch. Armselig und entlarvend ist so ein Verhalten trotzdem. Meine ich.
Das Beruhigende daran ist jedoch, man weiß plötzlich wer wo steht. Der Pöbel – das Wort passt hier einfach zu schön – verlässt ohne es zu merken seine schützenden Gräben und rottet sich zusammen.
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