Subkutan ist nicht nur ein Wort, das mich an ein unschönes, vielleicht fieses Pieksen im Krankenhaus gemahnt, sondern ein verdammt intensives Gefühl. Die metaphorische Ahnung eines unsichtbaren ¬Zustands. Etwas, das sich einstellt, wenn man zum ersten Mal Musik hört, wirklich hört, wirklich sieht, wahrhaftig und rein erlebt. Musik, diese verdammte Kunst, die einem im literarischen Sinne unter die Haut geht. Und zwar dergestalt, dass man gar nicht so genau weiß, was passiert. Man spürt es einfach, dass da gerade etwas im Gange ist, das man nicht im Stande ist zu kontrollieren und genau das im Idealfall auch gar nicht will.
Es bringt Dich zum Weinen. Es kriecht Dir unter die Haut, erobert von dort mit diffuser Gewaltanwendung Dein Nervensystem, leckt Dir einmal frivol durch das Gesicht, und kichert überlegen, wenn es sich festsetzt, in dem was manch einer Seele nennt. Und „es“ weiß ganz genau – und das mit dem Recht des freigeistigen Künstlers – dass es dort für den Rest Deines Lebens bleiben wird, dass es all Dein Handeln von nun an mit beeinflusst. Und Du weißt genauso sicher, dass es das tut, dass Du hier einer Droge verfallen bist, die Dich nicht zerstören will, dass Du von nun an einem Glauben, einer Religion anhängst, der Dich nicht versklaven will, dass Du aber im Gegenzug Dein Leben lang immun bist für die Helene Fischers und Xaviers dieser Welt, die das Wort Kunst oder Leidenschaft ohne ausreichendes Honorar nicht einmal buchstabieren können ohne dass ihnen der Teufel aus der Achselhöhle lacht oder aber nicht wissen, dass es bei Musik um Freiheit gehen kann, um absolut immer notwendige Rebellion gegen den Stillstand.
Die perfekte Musik ist für jeden etwas anderes. Ein mentaler Circle Pit. Eine verhallte Fuge. Eine verdammte Polka. Völlig egal. Manchmal wünsche ich mir, dass alle Musiker, die das was sie tun, nicht aus reinem Herzen und voller Herzblut tun, einfach (möglichst lautlos) explodieren. Dieses martialische Prozedere ist aber gar nicht nötig, denn man hört, sieht, spürt es – eben subkutan – wer es ernst meint. Und diese Musiker haben unsere Tränen mehr als verdient! Meine haben sie sicher!
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