1988 – 1990
Wavepunk
LINE-UP:
Holger Kliem (git, voc)
Markus Sänger (drums, keys)
Arnold Wrobel (bass, keys)
Carsten Schüler (voc (bis 1989))
Alles hat einen Anfang – sogar die Wurst.
Und dieser Anfang kann sowohl schwer, als auch gleichzeitig unglaublich befreiend und spannend sein. So oder so ähnlich fühlt es sich glaube ich für alle Teenager an, wenn sie sich daran machen, eine Band zu gründen. Und so war es auch bei uns. Aber eines ist aus heutiger Sicht klar: ich bin so unglaublich froh darüber, dass wir das alles gemacht haben „damals“.
DIE SONGS
• Silence In Time
• A Definit Calmness
• Competent Establishment
• Troubled Soul (Video)
• Exclamations
• I Leave It To You
• Vanishing Line
• Totentanz (Video, Soundtrack zum Kunstprojekt „Totentanz“ mit Holger Bartz)
• Deepest Conversation
• New Dawn Fades (Joy Division-Cover)
• Oblivion
• Insight Into The Inside (Soundtrack zu gleichnamigen Kunstprojekt)
• The Trail OF Destruction (Soundtrack zum gleichnamigen Kunstprojekt)
• Sob Story
• MFO
• Depression
• More Than This Deed (Joy Division-Cover)
• Paranoid (Black Sabbath-Cover)
• Warsaw (Joy Division-Cover)
• Chamäleon
• Burried Atrocities
• Marian (Sisters Of Mercy-Cover)
• Values Have Changed
EP – High Mountain Hermit
- Silence In Time
- Vanishing Line
- Troubled Soul
- Exclamations
- Competent Establishment
SONGS DES VANISHING LINE FUN-PROJECTS
• Vanishing Blues
• Blood Must Stream
• Vanninoid
• Marshalldreams
• Mob Barley Lives
• Withour Concept
• Vannirock
• Schülerlied
• Der Schlächter
• Teppichland brennt
• Nervekiller
• Kid`s Escape
• House Of The Vanishing Sun
• A Whiter Shade Of Pale
• Killed By Death
• Highway To Cellar
• Laut Rieselt Der Schnee
• Pig Mouth
• Beus Don`t Die
• Holger Goes To Hüllberg
• Are They Blind
Die Vanishing Line-Chronik – Teil I
Für mich persönlich kristallisierten sich in dieser von Suche geprägten Zeit die beiden Pole heraus, welche mein komplettes Schaffen – nicht nur musikalisch – von nun an begleiten und bestimmen sollten. Die unmittelbare Aggression von Punk, Hardcore und Metal, prallte auf die egozentrisch wärmende und immens in sich gekehrte Melancholie des Wave. Ein auf den ersten Blick und für Unbedarfte zerstörerisch wirken müssendes Element, welches einen aufstehen lässt, welches eine veranlasst aktiv zu werden, Unrecht wahrzunehmen und anzuprangern, die Faust zu recken, nicht nur zu reden, sondern zu handeln, dieses Element traf auf die leitende, durch seine Introvertiertheit und das völlige auf sich Bezogensein den Verstand und das Denken ins Zentrum rückende Neugier der Melancholie. Oder noch anders ausgedrückt: Rohe, pure, animalische Energie paart sich mit der Ratio eines forschenden, immerfort suchenden und nach Antworten ringenden Geist. Wann immer sich die eine Seite anschickt die Überhand zu gewinnen, greift die andere regulierend ein. Ich möchte nicht den scheinbar so nahe liegenden Jeckyll and Hyde-Vergleich bemühen, jedoch ist er auch kein über allzu viele Ecken entfernter Verwandter. Und dabei fällt es keinesfalls immer der Melancholie zu, die Rolle des beruhigenden Pols einzunehmen. Ohne die aufrührerische, anarchische Mentalität der Aggression würde die Melancholie alleine in eine Art sich selbst blockierender Starre verfallen, die keinen kreativen Gedanken jemals ausleben würde. Andersherum lenkt sie die Aggression in Kanäle, die diese alleine niemals würde befahren können. Es ist wie der perfekte Einklang aus Körper und Geist.
So ist es wohl im Nachhinein auch kein Zufall, dass wir in unserem ersten Bandjahr als Vanishing Line Herman Hesses „Demian“ mit ein paar Freunden, wie Sven Faulhaber und Henning Jaeger, für unseren Deutsch-Kurs verfilmten. Überhaupt gingen die musikalischen Arbeiten nicht ansatzweise so gut voran, wie die Erstellung von den dazu gehörigen Musikvideos, die wie damals bei so vielen von der Schwarzweiß-Ästhetik der „Behind The Wheel“-Ära von Depeche Mode beeinflusst waren. Wohl auch, muss man sich heute wohl eingestehen, weil sich so mit relativ belanglosen Bildern, simpler Technik (ein Video 8-Camcorder und ein Videorecorder als Schnittplatz) und einer spannenden Schnittfolge gute Erfolge erzielen ließen. Der Sommer 1988 hatte viel schöne Tage zu bieten und anstelle des Werkelns an neuen Songs, machten wir lieber die umliegende Wälder und Felder zu einem riesigen Video-Dreh-Set für unsere zukünftigen Hits.
In dieser Manier und Besetzung entstanden etwa 6 Songs. Ich textete damals was mir in den Sinn kam, oft sehr persönlich, manchmal auch in Anlehnung an meine Metal-Sozialisierung sehr fantastisch und merkte schnell, dass ich mit meinem Schul-Englisch keinen Literatenpreis würde erringen können. Demgegenüber standen Holgers Texte, die sich in ihrer Art bis heute thematisch kaum geändert haben und von einem sehr emotionalen Blick auf die Innenwelt geprägt waren und noch immer sind, wenngleich sich Anspruch und Qualität mit jedem Jahr immens gesteigert hat. Dadurch dass wir beide den Drang zu schreiben in uns spürten, kristallisierte sich bereits jetzt ein kreativer Konflikt heraus, der sich später sowohl bei Friday Is Scrapped, als auch bei Luzifer Sam zeigen sollte. Jedem war natürlich daran gelegen, dass seine Texte, ohne Zweifel für jeden persönlich von immenser Bedeutung und als künstlerische Bestätigung von enormer Wichtigkeit, in einem Song eingesetzt werden. Solange Carsten das Mikro führte konnte man dieses Riff noch umschiffen. Als sich jedoch nach relativ kurzer Zeit – in meiner Erinnerung sind es ein paar Monate – heraus kristallisierte, dass Carsten zwar ein unheimlich netter Kerl und ein sauguter Freund von uns, jedoch beileibe nicht zum Sänger geboren war, übernahm Holger den Gesang und schrieb – wer will es ihm verdenken – die Texte nun vornehmlich alleine für sich selber, was wiederum zur Folge hatte, dass ich – der ja schließelich stetig weiter schrieb – bei der Gründung von Friday Is Scrapped im Herbst 1990, einen ganzen Stapel von Texten vorzuweisen hatte und das Dilemma angesichts zweier Sängerinnen, Melanie Bendlin und Britta Schulte, die eher weniger selber schrieben, wieder von vorne begann. Doch zu diesem Zeitpunkt war zumindest eines geklärt: Holger übernahm zusätzlich zu seiner Gitarrenarbeit den Gesang – was ihn zu Beginn noch vor eine ganz schöne Herausforderung stellte – und entwickelte so seine später so typische Art zu singen, eine düstere und dunkle Art des Pathos, die ihm etwa 8 Jahre später in einer Zeitungskritik den Beinahmen „der Pavarotti des Heavy Metal“ einbringen sollte. Aber so weit sind wir noch lange nicht.
Weiter demnächst im 2. Teil: 1988 – 1989